Vor- und Nachteile des Eurokurses im Verhältnis zum Schweizer Franken

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Die Schweizer Nationalbank hat am 15. Januar 2015 den Wechselkurs des CHF gegenüber dem Euro freigegeben. Mit anderen Worten, sie hat vor der Europäischen Zentralbank kapituliert. In der Folge stürzte der Euro kurzfristig bis auf einen Wert von 0,86 Franken ab. War die Aufhebung des Euro-Mindestkurses durch die Schweizer Nationalbank tatsächlich ein historischer Fehler mit so weitreichenden Folgen?

Vorteile

Viele Schweizer nutzen jetzt die Gunst der Stunde und geben ihr Geld in Deutschland oder in Österreich aus. Sei es, um einen kurzen Skiurlaub im Schwarzwald und in Vorarlberg zu realisieren oder eine umfassende Shopping-Tour zu unternehmen. Vor den grenznahen deutschen Supermärkten bilden sich schon lange Schlangen. Auch Immobilien ausserhalb der Schweiz werden für private Anleger interessanter. Aber nicht nur Privatleute profitieren von der massiven Aufwertung des Franken. Schweizer Firmen können vorteilhafte Zukäufe zum Beispiel in den USA realisieren. Ihre teilweise enormen Rücklagen an Bargeld verwandeln sie damit in unmittelbar gewinnbringende Investitionen.

Nachteile

Schweizer Unternehmen verkaufen weniger Waren ins Ausland. Der Export der Papier-Industrie sank um sage und schreibe zwanzig Prozent. Der Verkauf von Textilien und Schuhen in das Ausland ging um zehn Prozent zurück, der von pharmazeutisch-chemischen Produkten um acht Prozent. In Folge dieser Zahlen plant ein Viertel der international tätigen Schweizer Betriebe, ihren Personalbestand gegebenenfalls zu verringern sowie geplante Lohnerhöhungen auszusetzen. Selbst eine Erweiterung der Wochenarbeitszeit ohne Lohnausgleich wird in Betracht gezogen.

Die Folgen dieses Franken-Schocks

Besonders die, für die Schweiz überaus wichtige, Tourismus-Branche ist hart getroffen, denn bereits eingebuchte Gäste stornieren ihren Aufenthalt. Vor allem kleinere Familien-Betriebe können nicht schnell genug reagieren und geraten in Zahlungsschwierigkeiten. Die Wirtschaft in der Schweiz beginnt zu schrumpfen. Eine Rezession steht unmittelbar vor der Haustür mittelständischer Unternehmen. Selbst die touristische Inlandsnachfrage sinkt im Sturzflug. Lachende Dritte, wie die österreichischen Hoteliers in Vorarlberg, locken mit preisgünstigen „Franken-Euro-Swiss-Highlights“ und sogenannten „Schweizer Tagen“.
Auch der grenznahe Einzelhandel, wie zum Beispiel die Handelskette Migros, geht von einem massiven Umsatzrückgang aus. Angekündigte Personalabgänge werden schon jetzt nicht mehr ersetzt. Im Baseler Shoppingcenter Stücki brachen die Besucherzahlen seit Mitte Januar um sieben Prozent ein.
Der Schweizer Industrieverband Swissmem geht davon aus, dass jedes fünfte Industrie-Unternehmen im Inland existentiell bedroht ist. Für Geschäftskunden wirken sich die Negativzinsen bei Banken wie der Züricher Kantonalbank oder der Credit Suisse weiter erschwerend aus. Etliche Betriebe planen, ihre Produktion in das Ausland zu verlagern. Auch der Wincor-Konzern will diese Strategie konsequent umsetzen und stellt schon jetzt die bestehenden Verträge mit Schweizer Zulieferern auf den Prüfstand.

Die aktuelle Situation

Die allgemeine Stimmung an den Finanzmärkten ist gut. Der DAX steht bei 11‘000 Punkten. Der Euro liegt bei 1,08 Franken. Die Schweizer Nationalbank kann die Leitzinsen noch weiter in den Negativ-Bereich absenken. Dies wäre das probate Mittel, um nach der unerwarteten Mindestkurs-Aufgabe die sich jetzt abzeichnende Rezession in der Schweiz nachhaltig zu stoppen. Im Bereich der binären Optionen könnten somit attraktive Möglichkeiten entstehen. Denn wenn man von einem fairen Kurswert von 1,15 Schweizer Franken je Euro ausgeht, ist mit der Long Option auf eine weitere Abwertung des CHF durchaus ein ordentlicher Profit zu erwirtschaften.